Rezension von past perfect

Die Homepage www.pastperfect.at bietet einen guten Einblick für Forschungsprojekte die sich mit dem Zeitraum zwischen 1492 und 1558 in Europa und Amerika beschäftigen. Ziel ist es, eine möglichst große Gruppe von Menschen anzusprechen, weswegen die Bedienung auch einfach und optisch ansprechend gestaltet wurde: Nachdem der Button „Flashversion“ angeklickt wurde, öffnet sich ein Fenster, welches anhand einer Europakarte die beiden Hauptachsen Jahre und Rubriken (Entdeckungen, Krieg, Frau, Politik,…), visualisiert. Kurze Beiträge geben hier Auskünfte über Ereignisse in einer bestimmten Stadt zu einer bestimmten Zeit. Der Fokus liegt dabei eindeutig auf Westeuropa, allerdings besteht auch die Möglichkeit, Amerika anzusteuern, bzw. vereinzelt Orte wie Ofen, Breslau oder Lika.
Der wahre Wert der Seite liegt jedoch nicht in dieser Art der Informationsbeschaffung (zum Teil bestehen die Beiträge aus sehr kuriosen Ereignissen, etwa 1500: Venedig: Schule der Sodomie oder 1515: Straßburg: Prälaten als Esel); vielmehr gibt es eine reiche Fülle an „allgemeinen Hardfacts“. Diese können begleitend über die am linken Rand gereihten Menüpunkte „Kontexte“, „Ereignisse“ und „Rezeption“ abgerufen werden und stellen den „ernsten“ Hintergrund, quasi DIE Geschichte zu DEN Geschichten, dar.
Der Vorgang der Informationsbeschaffung ähnelt dabei sehr stark dem von Wikipedia: durch Texte einerseits, sowie durch (am unteren linken Rand befindliche) biographische oder ikonographische Links andererseits kann man unterschiedlichen Pfaden nachgehen und ist an keine starre, vorgegebene Geschichte gebunden, was ein langes Verweilen auf der Seite begünstigt.


Generell muss der Aufbau der Seite dennoch mit ambivalenten Gefühlen betrachtet werden:
(West)europäische Geschichte kann auf eine neue Weise erforscht werden, bzw. werden Beiträge einer breiten Öffentlichkeit zugänglich, die sonst nur einer Minderheit von Spezialisten bekannt geworden wäre. Gerade der Einblick in das Alltags- oder Privatleben der Menschen wird dadurch plastischer, erweitert durch die "Kontexte" und "Ereignisse", also die "hard facts" des jeweiligen Zeitraums, wodurch Geschichte durch individuelles Suchen und Aneignen von Wissen wieder sehr lebendig und spannend für Nicht-Historiker wird.

Andererseits aber ist es genau diese Wahlfreiheit, die die Ereignisse manchmal zusammenhangslos im Raum stehen lässt. So tauchen Städte auf der Landkarte auf, die dann wieder mehrere Jahre "untertauchen". Es wird zwar das Bemühen der AutorInnen erkennbar, nur die interessantesten und wichtigsten Begebenheiten zu präsentieren, die Rekonstruktion regionaler oder nationaler Geschichte mit Hilfe dieser Seite wird dadurch aber schwieriger und zeitaufwändiger, als etwa durch klar präzisierte Fachliteratur. Der Versuch, ein über Zeiten und Räume hinausgehendes, unabhängiges Netz zu spannen muss zwar gewürdigt werden, allerdings kann der rote Faden leicht verloren werden.
(Ein weiterer Kritikpunkt, die auftretende Fehlermeldung beim Versuch, die Buttons „Impressum“, „Literatur“, „Projekt“, „Drucken“ oder „Presse“ anzuklicken, sollte nur temporär bedingt sein.)

Insgeamt kann www.pastperfect.at daher als Quelle auf jeden Fall empfohlen werden, allerdings sollte man sich über seine Absichten im Klaren sein: Ist schnelle Information z.B. über die Entdeckung Amerikas gefragt, bekommt man mit Hilfe der Homepage einen guten Einblick dank multivisueller Quellen (nicht zu vergessen ist auch der Erzähler als auditives Hilfsmittel). Ist aber eine Arbeit oder eine genauere Beschäftigung mit dem Thema das Ziel, so bleibt die Lektüre von Fachliteratur unerlässlich.
Schmale - 24. Jun, 14:11

Schmale

Ein Buch kann auch nur auf bestimmte Bedürfnisse antworten, dasselbe gilt für eine x-beliebige (wissenschaftliche) Website, und beide Medien sind, wenn sie nach den Regeln der Kunst betrieben werden, nicht austauschbar.

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